Foto: Melanie Dreysse
Cornelia Poletto
Steckbrief
Alter: 53
Position: Köchin und Unternehmerin
Restaurants: Restaurant Cornelia Poletto, Cucina Cornelia Poletto, Paolas
Social Media: @corneliapoletto @corneliapolettoofficial @paolasbar
Werdegang
Cornelia Poletto ist seit 1993 in der Gastronomie tätig. Ihre Karriere begann mit einer Ausbildung zur Köchin in der Residenz Heinz Winkler in Aschau im Chiemgau. Später arbeitete sie als Sous-Chefin bei Anna e Sebastiano. Als besonders prägend für ihren Karriereweg nennt sie den Schritt in die Selbständigkeit sowie ihre Tätigkeit im Fernsehen.
Schlüsselmoment
Den Wunsch, Spitzenköchin zu werden, entdeckte Poletto nach der Zubereitung ihres ersten Fasans nach einem Rezept von Eckart Witzigmann – ein Moment, der ihre kulinarische Laufbahn entscheidend prägte.
Kulinarische Handschrift
Polettos Küchenstil zeichnet sich durch die Liebe zur mediterranen Küche aus, die sie mit der französischen Basis von Heinz Winkler und der italienischen Inspiration von Anna Sgroi verbindet.
Auf die Frage nach ihren Signature Dishes antwortet sie knapp und mit einem Augenzwinkern: "Pasta, Pasta, Pasta – basta!" Eine Zutat, die in ihrer Küche nicht fehlen darf: "Parmigiano Reggiano!"
Erfolge & Herausforderungen
Als ihren größten beruflichen Erfolg bezeichnet Poletto den Michelin-Stern, den sie 2002 erhielt. Die größte Hürde auf ihrem Weg war das Verständnis für das Prinzip "weniger ist mehr".
Wie sie herausfordernde Zeiten meisterte? "Ich habe einen kühlen Kopf bewahrt und das Beste aus der Situation gemacht." Während der Pandemie engagierte sich ihr Team sozial: "Wir haben in der Corona-Zeit hunderte von Essen für die AWO gekocht und an verschiedene Einrichtungen geliefert."
Führungsstil
Was ist ihr bei der Teamführung besonders wichtig? "Respekt, Wertschätzung und Humor." Bei Konflikten im Team bevorzugt Poletto den direkten Weg: "Ich spreche sie an. Wenn es Konflikte zwischen Mitarbeitenden gibt, bringe ich sie an einen Tisch und dann wird das geklärt."
Work-Life-Balance & Nachhaltigkeit
Wie gelingt es ihr, Beruf und Privatleben zu vereinbaren? "Die Grenzen sind da bei mir sehr fließend. Mir bringt mein Beruf aber so viel Spaß, dass er sich oft nach Privatleben anfühlt."
Nachhaltigkeit spielt in ihrer Küche eine zentrale Rolle: "Eine große Rolle! Nicht nachhaltig zu sein, ist ein absolutes No-Go. Wir schmeißen so wenig wie möglich weg und engagieren uns auch als Team sozial."
Vorbilder & Mentoring
Als wichtige Mentorin nennt Poletto "Anna Sgroi – sie hat mich in die Raffinesse der italienischen Küche eingeweiht, wofür ich ihr ewig dankbar bin."
Wen bewundert sie in der Branche? "Alle Köchinnen, die sich in dieser Männerdomäne beweisen."
Um weiblichen Nachwuchs zu fördern, arbeitet sie aktiv an der Veränderung von Strukturen: "Ich versuche, Strukturen zu verändern. So habe ich für meine ehemalige Küchenchefin zum Beispiel eine neue Stelle als Leiterin meiner Kochschule geschaffen, die sich besser mit Familie vereinbaren lässt."
Medien & Öffentlichkeit
Zur Rolle der Öffentlichkeitsarbeit für ihre Karriere sagt Poletto: "Auftritte im TV machen eine Köchin und ihr Essen nicht automatisch besser – aber die Präsenz auf dem Bildschirm brachte mir mehr Bekanntheit ein und das hat meiner Karriere sicher einen Extra-Push gegeben. Heute gehört PR zu meinem Alltag."
Jungen Köchinnen rät sie zum Thema Medienpräsenz: "Fernsehkoch/-köchin ist kein Beruf. Lernt zunächst das Handwerk, geht Eurer Passion am Herd nach. Das Hauptmotiv unseres Jobs ist die Küche und nicht die Showbühne. Und dann gehört – wie in fast jeder Branche – ein bisschen Trommeln dazu."
Von der Berichterstattung über die Gastronomie wünscht sie sich: "Dass Kritiken nur von Kenner
geschrieben werden und nicht von selbsternannten Gastronomie-Influencern oder Social Media Foodies, die eigentlich wenig Ahnung haben."
Innovation & Zukunft
Zu Innovationen in der Gastronomie hat Poletto eine klare Meinung: "Es ist wichtig, sich nicht zu verbiegen und nicht zu glauben, dass man alles neu erfinden muss. Oft ist Tradition nämlich wichtiger als Trend."
Wo sieht sie die deutsche Spitzengastronomie in 5 Jahren? "Ich wünsche ihr ein bisschen mehr Leichtigkeit und dass wir noch individueller auf unsere Gäste eingehen können, während wir mit Überzeugung präsentieren können, was unsere Passion ausmacht."
Welche Rolle werden Frauen dabei spielen? "Eine wichtige und vor allem selbstverständliche Rolle."
Ihr Rat an junge Köchinnen
"Dranbleiben! Dem Herzen und der Passion folgen und sich nicht vom Schreckenswort 'Männerdomäne' einschüchtern lassen."
Persönliches
Privat kocht Poletto am liebsten "eine riesengroße Portion Pasta für Family und Friends". Ihr kulinarisches Guilty Pleasure? "Wein und Käse". Der schönste Moment des Tages in ihrem Beruf ist "das gemeinsame Essen um 16 Uhr mit dem ganzen Team."